Sportfunktionäre diskutieren Ideen für einen einfacheren Einstieg in den Turniersport
Fast als erste Amtshandlung hat der neue Landessportwart Hans-Jochen Boenisch seinen Sportausschuss und die Vereinssportwarte an einen Tisch geholt. Ausschlaggebend waren die in der letzten Sportausschuss-Sitzung von Vizepräsident Andreas von dem Knesebeck dargelegten Gedankengänge, um Neulingen den Einstieg in den Minigolfsport zu erleichtern.
Wer kennt das nicht: ein Punktspiel der Bezirksklasse steht an, für das ein Neumitglied begeistert werden soll. Werden die Reisepläne offengelegt, winkt leider so mancher ab. Der Vortag wird mit Training zugebracht, ggf. muss das heimische Bett mit einer Hotelübernachtung getauscht werden und das sonntägliche Turnier kann je nach Wetterlage bis in den Nachmittag dauern, bevor dann die Heimreise angetreten wird. Was der ein oder andere erwachsene Minigolfbegeisterte vielleicht mitmacht, scheitert aber oft bei den Eltern von Kindern und Jugendlichen, denen ab Montag wieder der Schul-Alltag droht.
Dieses Szenario brachte Andreas von dem Knesebeck zu der Idee, über einen niederschwelligen Zugang zum Turniersport nachzudenken. Kann eine Einstiegsliga, was nicht zwingend die jetzige Bezirksklasse sein muss, schon am Samstag nach nur einer kurzen Trainingsphase in das Turnier starten? Helfen bereitgelegte Bälle über eine mögliche Scheu vor den anfänglichen Materialkosten hinweg? Kann mit neuen Turnierformen die Attraktivität gesteigert werden? All diese Ansätze brachte Andreas von dem Knesebeck auf dem Landesverbandstag im Februar auf das Tapet.
Als Sportwart Hans-Jochen Boenisch nun 16 Vereins- und Landesverbandsfunktionäre in Gebhardshagen begrüßte, stellte er besonders heraus, dass die Sitzung allenfalls Ideen diskutieren könne und dies auch ergebnisoffen tun sollte. Ziel müsse sein, herauszufinden, wie es gelingen kann, dem Rückgang der Aktiven im Spielbetrieb zu begegnen und hierbei auch die Wünsche der Vereine zu berücksichtigen. Was überhaupt umsetzbar ist und wo evtl. Regeländerungen nötig sind, müsse im nächsten Schritt der Sportausschuss bearbeiten.
Schnell waren sich alle einig, dass es im ersten Zuge wichtig ist, überhaupt Neumitglieder in den Vereinen zu generieren. Nur wenige Vereine konnten positive Trends aus kurz zurückliegender Zeit berichten. Helfen kann hier, die Öffentlichkeitsarbeit der Clubs zu steigern und dabei in erster Linie die Minigolfanlage zu bewerben, da die Aufmerksamkeit hierauf oft größer ist als auf einen Verein. Hier sind dann rührige Platzwarte und Vereinsspieler gefragt, begeisterte Talente in den Verein zu lenken. Die zunehmende Smartphone-Affinität können sich Vereine ebenfalls zunutze machen. QR-Codes auf jeder Bahn, die zu Video-Spielanleitungen führen, und ein Google-/Facebook-Konto für die Minigolfanlage sind einfach umsetzbare Hilfsmittel. Sind Internetadressen wie beispielhaft www.bgcgutglueckstade.de wirklich gut gewählt oder führt www.minigolf-stade.de nicht eher auf die Homepage? Auch eine landesweite Plakataktion, um Eltern die Alleinstellungsmerkmale des Minigolfsports begreiflich zu machen, war eine dort geborene Idee. So manche Eltern werden vielleicht hellhörig, wenn ihnen bekannt wird, dass Minigolf z. B. die Konzentration, technisches Verständnis und Ausdauer fördert – und das auch noch an der frischen Luft!
Außerdem wurden besondere Turnierformen diskutiert. Vielleicht ist die herkömmliche Schlagzahlwertung zu altbacken. Schon die DMJ-Arbeitstagung hat in diesem Jahr erkannt, dass schnellere und mehr Entscheidungen pro Spieltag größeren Pfiff in die Turniere bringen können. Wer schon einmal bei einem Matchplay zugesehen hat, wird eine gesteigerte Spannung erlebt haben als bei einem mehrstündigen Wettkampf, bei dem – wenn überhaupt – erst in der letzten halben Stunde es hart um die Ecken geht. Auch Möglichkeiten Spieltage zeitlich zu verkürzen wurden aufgezeigt. Der Sportausschuss hat in jedem Falle gute Anregungen bekommen, die es nun näher zu beleuchten gilt.
Nach der Mittagspause wurde das Augenmerk auf die Zukunft der Ranglistenspiele gelegt. Soll das bisherige System beibehalten werden oder kann eine Reform auch die Terminlage entspannen? Hier wird schwierig sein, einen funktionierenden Seniorenspielbetrieb und die rückläufigen Jugend-, Damen- und Herrenwettbewerbe auf einen Nenner zu bringen.
Abschließend stellte die Diskussionsrunde die Zweiteilung der Verbandsliga auf den Prüfstand. Beklagt wurde, dass das Entscheidungsspiel einen weiteren Termin blockiert, aber notwendig ist, um den Aufstieg in die 3. Bundesliga zu ebnen. Sportwart Hans-Jochen Boenisch bekannte, einer landesweiten Liga grundsätzlich offen gegenüberzustehen. Allerdings dürfe nicht übersehen werden, dass die Reduzierung des Fahr- und Kostenaufwandes ein Grund für die seinerzeitige Aufteilung in Nord- und Südstaffel war. Die Verbandsliga-Vereine sind nun aufgerufen, ihren Willen zu bekunden, damit der Sportausschuss dies bei seiner Entscheidung einfließen lassen kann.
Wer zu dieser Sitzung in der Hoffnung gereist war, nun das Ei des Kolumbus zu entdecken und mit reichlich Änderungen im Spielsystem nach Hause zu kommen, sah sich enttäuscht. Viel zu tiefgreifend könnte die Umsetzung mancher Ideen sein. Schnellschüsse sind hier sicher fehl am Platze und von den MVBN-Verantwortlichen auch nicht beabsichtigt. Die Anregung, eine neue Mannschafts-Turnierform im Rahmen des MVBN-Pokals zu erproben, wurde allerdings positiv aufgenommen und könnte möglicherweise auch schon in diesem Jahr greifen. Der Sportausschuss wird sich damit auseinandersetzen. Bei Vereinsmeisterschaften oder Trainingsabenden kann auch jeder Club mal selbst testen, ob es immer bei den klassischen Runden bleiben muss.
In jedem Falle dürften alle Sitzungsteilnehmer interessante Ansätze mitgenommen haben, wie es uns gelingen kann, dem Minigolfsport in Bremen, Niedersachsen und Kassel das etwas angestaubte Image wegzupusten.
Christian Somnitz
MVBN-Jugendwart
Dieser Artikel wurde bereits 2047 mal angesehen.